Mexiko-Stadt: Auf den Spuren der Beat Generation

Mexiko-Stadt, D.F., gehört zu den größten und faszinierendsten Städten der Welt. Da ist es kein Wunder, dass D.F. seit jeher attraktiv ist für die Andersdenkenden, die Künstler, Schriftsteller und Revolutionäre – wie in den 1950ern für die Beat Generation.

1949 kam der fünfunddreißigjährige William S. Burroughs nach Mexiko-Stadt, damals noch ein gänzlich unbekannter Schriftsteller; bis zur Veröffentlichung von „Naked Lunch“ sollten weitere zehn Jahre vergehen. Ganz freiwillig war Burroughs‘ Umzug nicht: In den USA wurde er wegen Drogenbesitzes gesucht. Er entging durch seine Flucht nach Mexiko einem Haftbefehl. Burroughs hatte vor, fünf Jahre im Ausland zu verbringen, bis die Straftat verjährt wäre. Eine seiner ersten Adressen war die Cerrada de Medellín 37, eine ruhige, kleine Straße in der Colonia Roma Norte, heute in José Alvarado umbenannt. Später sollte auch Jack Kerouac, der im Juni 1950 nach Mexiko-Stadt kam, hier leben. Er widmete dem Gässchen sogar ein Gedicht: „Cerrada de Medellín Blues“.

Unter der Adresse Calle Monterrey 122, wenige Minuten von der Medellín entfernt, verbirgt sich ein anonymes Wohnhaus ohne interessante Charakteristika. Die Historie des Hauses hat es allerdings in sich: Die unscheinbare Kneipe Krika’s im Erdgeschoss hieß zu den Zeiten der Beats noch Bounty Bar und gehörte zu den beliebtesten Treffpunkten von Burroughs, Ginsberg und Kerouac. Die spektakulärere Geschichte jedoch schreibt eine Wohnung in dem Gebäude: Hier lebte William S. Burroughs mit seiner Frau Joan Vollmer. Am 6. September 1951 erschoss er sie aus Versehen – in wenig nüchternem Zustand hatten sie Wilhelm Tell nachstellen wollen. Burroughs traf nicht das Glas auf dem Kopf seiner Frau, sondern, richtig, ihren Kopf. Die heutigen Mieter der Wohnung sind über Besuche von Journalisten und Fans alles andere als begeistert. Burroughs selbst verbrachte nach dieser Tat übrigens nur dreizehn Tage im Gefängnis.

Ebenfalls in der Roma Norte befindet sich die Calle Orizaba. In einer Wohnung der Nummer 210 verfasste Burroughs seine Romane „Queer“ und „Junkie“, während Jack Kerouac auch dieser Adresse ein Gedicht schrieb: „Orizaba 210 Blues“, wie „Medellín“ veröffentlicht in seinem „Book of Blues“. Neben Burroughs und Kerouac lebten auch Neal Cassady und der heute fast vergessene Dichter Gregory Corso in dem Wohnhaus (möglicherweise auch in der Nummer 212). Das Gebäude wurde später abgerissen und durch ein anderes ersetzt.

Wenn Kerouac, Ginsberg, Cassady und Burroughs nicht durch Kneipen zogen oder Zuhause schrieben, besuchten sie oft den Plaza Luis Cabrera, wie dieses Bild beweist. Luis Cabrera ist ein kleiner Platz im Herzen der Roma Norte mit einem Springbrunnen, um den zahlreiche Bänke gruppiert sind. Die Beats tranken auf dem Plaza oder konsumierten Peyote. Kerouac war auch hier produktiv: Große Teile seines Romans „Tristessa“ sollen auf dem Luis Cabrera und in den Cafés und Kneipen, die ihn säumen, entstanden sein.


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