Lissabon, die Zweite: Nach dem Abstecher in die Buchhandlung Ler Devagar und der Lx Factory geht es jetzt ins Zentrum der Stadt. Neben all den tollen Sachen, die es hier zu entdecken gibt, kommen auch wir Bücherfreaks auf unsere vollen Kosten.
Ein absolutes Must ist das Café A Brasileira in der Rua Garrett. Das Belle-Époque-Flair ist durch die vielen Touristen und die umliegenden 08/15-Geschäfte natürlich flöten gegangen, entsprechend sind die Preise und mitunter auch die Laune der Kellner, trotzdem ist das traditionsträchtige Kaffeehaus, einst Anlaufstelle für Intellektuelle, Künstler und Widerständler gegen Salazar, einen Besuch wert. So empfand auch Fernando Pessoa, der Stammgast im Brasileira war und an den seit 1988, seinem 100. Geburtstag, eine Bronzestatue vor dem Café erinnert.
Weit hatte es Pessoa nicht zu seinem Stammcafé: Sein Geburtshaus im Largo de São Carlos 1-5, gegenüber dem Teatro Nacional, ist keine fünf Minuten zu Fuß entfernt. Auch hier steht übrigens eine Bronzestatue, die anlässlich seines 120. Geburtstags eingeweiht wurde.
Der zweite Romancier der Stadt darf natürlich nicht unerwähnt bleiben: Geboren ist José Saramago zwar in dem Dorf Azinhaga, doch bereits 1924, als Saramago keine zwei Jahre alt war, zog seine Familie nach Lissabon. Als der Schriftsteller im Jahr 2010 verstarb, wurde auf den Platz in der Rua dos Bacalhoeiros vor der Casa dos Bicos, die jetzt die José-Saramago-Stiftung beherbergt, ein Olivenbaum aus seinem Heimatdorf gepflanzt und Saramagos Asche unter dem Baum beigesetzt.
Nach den ausgiebigen Spaziergängen durch die Stadt ist es Zeit für eine Pause. Besonders empfehlenswert ist dafür der Miradouro de Santa Catarina im Bairro Alto, eine Terrasse, die einen tollen Blick auf den Tejo bietet. Ein Kiosk versorgt die Durstigen und Livemusik wird eigentlich immer gespielt. Ein wirklich schöner Platz zum Chillen oder ins Gespräch zu kommen!
Wer mit so viel Hintergrundgeräuschen nicht konzentriert lesen kann, dem seien diese drei Cafés empfohlen: Das Pois Café in der Altstadt Alfama wurde von Österreichern eröffnet – entsprechend sind viele der ausliegenden Bücher und Zeitschriften auf Deutsch und auch sonst scheint dies ein beliebter Treffpunkt für alle Deutschsprachigen und Deutschlernenden der Stadt zu sein (die Sprache überwog selbst im Januar). Ruhiger, da typisches Digital-Native-Café mit freiem W-LAN und Hipstern, die vor ihren aufgeklappten Laptops sitzen, ist das gemütliche, verwinkelte und schön eingerichtete Café Tati, einen Katzensprung vom Ufer entfernt. Und wer die Augen offenhält, stolpert in den engen Gassen der Alfama über das hübsche und günstige Quase Café.
Und kein Platz für den Wahl-Literatur-Portugieser Tabucchi ;) ?
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Oha, danke für den Hinweis! Ich muss gestehen, weder portugiesische noch italienische Literatur sind meine Stärken. Aber dann habe ich doch etwas, worauf ich mich beim nächsten Lissabon-Besuch freuen kann :-)
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Tabucchi ist ein starker, sehr dichter Autor… in den nächsten Wochen kommt meine Besprechung von „Lissaboner Requiem“, dann irgendwann hoffentlich auch „Erklärt Perreira“…
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Ah, das wurde auch verfilmt, richtig!
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Welcher? Requiem oder Perreira? Kenne nur die Hörbücher.
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Pereira, in den Neunzigern!
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da kann ich auch das Hörbuch (Kassette) empfehlen.
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