Neuerscheinungen aus Spanien 2019

Nach dem regen Interesse, auf das meine Bestandsaufnahme der spanischen Literatur in Deutschland stieß, habe ich beschlossen, Romane aus Spanien auf diesem Blog sichtbarer zu machen. Bis zur Buchmesse 2021 und dem damit verbundenen Gastlandauftritt Spanien wird’s halbjährlich eine Übersicht geben, für 2019 muss ein Rückblick auf das gesamte Jahr genügen. Ihr seht schon: Die Auswahl ist sehr, sehr überschaubar.

Habe ich was vergessen, sei es spanische, katalanische, baskische oder galicische Literatur? Dann meldet euch gerne!

Nach dem großen Erfolg von „Patria“ im vergangenen Jahr hat es sich der Rowohlt Verlag natürlich nicht nehmen lassen, Fernando Aramburus 2012 erschienenen Vorgänger, „Langsame Jahre“, ebenfalls ins Deutsche zu übersetzen, ein interessant konstruierter Roman, der auf zwei Ebenen funktioniert, und uns plottechnisch ins San Sebastián der sechziger Jahre versetzt. Im Tagesspiegel habe ich ausführlich darüber geschrieben.

Der Berenberg Verlag mit seinem Gespür für die Nische hat den eher unbekannten ibizenkischen Autor Vicente Valero ausgegraben, und nach „Die Fremden“ von 2017 dieses Jahr „Übergänge“ veröffentlicht. In diesem kurzen Roman (88 Seiten) ist ein Begräbnis für den Erzähler der Anlass, um über seine Kindheit in den Siebzigern nachzudenken. Eine Blitz-Rezension gibt es von mir auf Instagram.

Spannend ist eine Neuerscheinung im Orlanda Verlag, über die ich erst bei der Recherche für diese Übersicht gestoßen bin: „Verortungen“ von der mallorquinischen Autorin Llucia Ramis. Wenn ihr auf den Link klickt, seht ihr genau das, was in meinem Text zur spanischen Literatur beschrieben ist: Das katalanische Kulturinstitut Ramón Llull finanziert Übersetzungen. In „Verortungen“ geht es, so die Beschreibung, um die Themen, die Millennials umtreiben: berufliche Unsicherheit, Heimat, Herkunft, Zukunftsängste.

Zu den großen, bekannten Namen der spanischen Literatur gehören Javier Marías und Antonio Muñoz Molina; neue Romane dieser beiden Autoren werden (fast) immer ins Deutsche übersetzt. Ersterer erzählt in „Berta Isla“ von einem Spanier, der beim britischen Geheimdienst anheuert, und vom Einfluss seiner Berufswahl auf das Privatleben, während letzterer in „Schwindende Schatten“ (im Original 2014 erschienen) wie Aramburu metafiktional wird und die Wege des Martin-Luther-King-Attentäters und die seines Alter Egos zwanzig Jahre später in Lissabon beschreibt.

Mit Dolores Redondos‘ „Alles was ich dir geben kann“ (ja, Titel ohne Komma und schamlos geklaut bei „Alles, was wir geben mussten“) veröffentlichte btb in diesem Jahr einen Krimi, der in Galicien spielt, während in „Eine eigene Zukunft“ (der bestverkaufte Roman in Spanien 2018, vor „Patria“, das im zweiten Jahr auf der Bestsellerliste stand, und Joël Dicker, Quelle: El País, und sehen die Cover nicht alle furchtbar gleich aus?) von María Dueñas eine Familie in den dreißiger Jahren nach New York zieht.

Um diese kurze, kurze Liste von sechs spanisch- und einem katalanischsprachigen Roman ein wenig zu erweitern (help me out, Leute, habe ich was übersehen?), mogele ich ein wenig und nehme „Mallorca“ aus der Wagenbach’schen „Literarischen Einladung“ auf. Margit Knapp hat darin unter anderem Texte von Djuna Barnes, Jorge Luis Borges, Albert Camus, Tilman Spengler, Gertrude Stein, Albert Vigoleis Thelen, Jose Carlos Llop, Llucia Ramis, Baltasar Porcel und Carme Riera zusammengestellt.


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