Belchite: Die sichtbaren Spuren des Spanischen Bürgerkriegs

Als ich vor fast dreieinhalb Jahren diesen Blog einrichtete, wählte ich bewusst einen Namen, der mich nicht sofort in der Literaturecke verorten würde. Zum einen, weil ich nicht mit einem der bereits bestehenden Blogs verwechselt werden wollte, und zum anderen, weil ich mir dadurch die Option offenhielt, eines Tages auch über andere Themen zu schreiben. Jetzt ist es soweit: novellieren wird geöffnet, breiter aufgestellt – der Fokus ist und bleibt die Literatur, ich möchte mich zukünftig aber auch den anderen Bereichen der Kultur, außerdem gesellschaftlichen (und eventuell politischen) Stoffen und vor allem dem Reisen widmen.

Den Anfang macht Belchite, ein Dorf in Nordspanien, das während des Spanischen Bürgerkriegs komplett zerstört wurde. Ich wähle Belchite als ersten Post meiner Neuausrichtung, weil das ein eindeutig nicht-literarisches Thema ist, vor allem aber, weil ich seit meinem Besuch im Mai 2013 immer wieder auf diesen Ort zu sprechen komme. Durch die Ruinen zu laufen hat mich nachhaltig beeindruckt.

Belchite gehört zur Provinz Zaragoza, die wiederum ein Teil Aragóns ist. Zur Zeit des Spanischen Bürgerkriegs (1936-1939) lebten rund 3.800 Menschen in dem Dorf. Durch die Nähe zur Front (und zu den autonomen Gemeinschaften Katalonien und Valencia) rückte Belchite 1937 in den Fokus: Bei der Batalla de Belchite vom 24. August bis 6. September wurde das Dorf dem Erdboden gleichgemacht, schätzungsweise 5.000 Menschen kamen dabei ums Leben.

Nachdem Franco an die Macht kam, beschloss er, Belchite nicht wiederaufbauen zu lassen, sondern neben dem alten Dorf, jetzt als Antiguo Belchite oder Pueblo Viejo de Belchite bekannt, Belchite Nuevo als neues Dorf zu konstruieren. Das alte Belchite diente als Beweis dafür, welche Schuld die Republikaner auf sich geladen hätten. Nach Ende der Diktatur drehte sich die Bedeutung quasi um 180 Grad: Das alte Belchite erinnert immer noch an den Bürgerkrieg, ist jetzt aber ein Mahnmal.

Heute wird Belchite mitunter als Kulisse für Filme verwendet, einige Szenen aus „Pans Labyrinth“ beispielsweise wurden hier gedreht.

Die Ruinen können nur in Führungen besucht werden. (Anmerkung: Meine Begleitung und ich hatten damals Glück, dass das Tor zum Dorf einfach offenstand, als wir da waren. Damit würde ich aber nicht rechnen.) Diese Führungen werden täglich, am Wochenende sogar nachts angeboten und kosten 6,00 beziehungsweise 10,00 Euro pro Person. Mehr Informationen gibt’s auf der offiziellen Website. Und wer mehr zu den Hintergründen der Schlacht um Belchite erfahren möchte, dem sei dieser Artikel aus der taz ans Herz gelegt. Am besten ist Belchite von Zaragoza, der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, zu erreichen. Der Bus braucht eine Stunde und kostet 5,00 Euro. Ein Besuch lohnt, glaubt mir.


3 Gedanken zu “Belchite: Die sichtbaren Spuren des Spanischen Bürgerkriegs

  1. Danke für Deinen Bildbericht.
    Welche Ruinen!? Wie viele Weltkriegs-Bomben werden heutzutage ausgegraben und führen zu schwierigen Evakuierungen?
    „The answer, my friend, is blowin‘ in the wind …“
    Gute Wünsche für Deinen Blog
    und friedliche Grüße
    Bernd

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